Sonntag, 21. März 2021

Nach langer Durststrecke endlich wieder erhältlich



 

 

Sieben Short Storys als E- und Analoges Buch für einen wirklich guten Zweck. Am besten ist, Ihr legt Euch gleich beide Ausführungen zu. Da hab' ich dann mehr davon 😎 Der Erlös der verkauften Exemplare fließt ohne große Umwege direkt in die Geldbörse des Verfassers, um diesen vor Leid, Hungertod und schlimmeren zu bewahren. Das geniale Cover steuerte der viel zu früh verstorbene Corssvalley Smith bei. Bis auf die Titelgeschichte waren alle anderen in einer Anthologie vertreten. Die meisten davon wurden jedoch nur wenige Monate nach Erscheinen von den jeweiligen Verlagen aus dem Programm genommen. Aus diesem Grund erhalten eben hier sieben kleine Schätze eine weitere Chance die geneigte Aufmerksamkeit der Leser zu erreichen.

Nun wünsche ich viel Freude beim Schmökern 😌

 

Inhalt:

Und Josef schlägt die Trommel

Die Baumeister des Schöpfers           (Anthologie „Die letzte Reise“)

Die Schöpfung – der nächste Level   (Anthologie „Heimweh eines Cyborgs“)

Ronnies Vorrat                                  (Anthologie „Das Buch der lebenden Toten“)

Unvergessen                                     (Anthologie „Die grüne Muse“)

Mutters Schoß                                  (Anthologie „Labyrinthe“)

Pate Muffin                                       (Anthologie „Meerkatzen“)

 

https://www.amazon.de/Josef-schl%C3%A4gt-die-Trommel-Storys/dp/B08YNR6J6F/ref=sr_1_1?__mk_de_DE=%C3%85M%C3%85%C5%BD%C3%95%C3%91&dchild=1&keywords=lothar+nietsch&qid=1616311414&sr=8-1

Samstag, 13. März 2021


 

Aus der Rubrik, ich denke also bin ich nicht ganz dicht

 

Wie gelingt es uns Autoren unsere Texte auf das heute geforderte Niveau zu heben und dem aktuellen Zeitgeist anzupassen, die von Begriffen wie Mehrwert und Nachhaltigkeit geprägt sind? Nun, nichts leichter als das.
 
 Orientieren wir uns zunächst an einem anderen, neueren aber auch nicht ganz neuem Medium, dem Geschichtenerzählen mit bewegten Bildern, also dem Film. Auf fast jeder DVD und Blu-ray findet der geneigte Zuschauer unter der Rubrik Specials oder Zusatzmaterial die Option den Film mit Kommentaren des Regisseurs und der Schauspieler anzusehen. Dabei wird dann aus dem Off erklärt, weshalb man die und jene Szene an diesem und jenen Ort gedreht hat, oder dass die Berge im Hintergrund am Originalschauplatz (also dem Ort an dem die Handlung spielt) eigentlich nicht zu sehen sind, weil sie sich auf der anderen Seite der Erde befinden, die Bilder aber zu schön seien um sie zu berichtigen, oder es wird gesagt, dass die Handlung des Schauspielers X eigentlich nicht im Drehbuch stand, sondern sich durch einen Zufall so ergab und die Szene dadurch so stark geworden wäre und man sie nicht schneiden wollte usw. Kurz, man erfährt in diesen Kommentaren eine Menge über die Entstehung des Films, die Auswahl der Schauspieler oder die Beweggründe, weshalb dieses Projekt überhaupt erst umgesetzt wurde (neben dem Wunsch damit Geld zu verdienen versteht sich).
 
Ich weiß natürlich nicht wie es Ihnen damit geht, aber ich höre mir diese Kommentare ganz gerne an und ich fragte mich schon öfters, weshalb wir Autoren nicht auf ähnliche Weise agieren. Nehmen wir an, Sie lassen im zweiten Teil einer Geschichte, einen ihrer Protagonisten sterben und sagen wir, Sie wissen auch, dass die Leser diesen Protagonisten sehr ins Herz geschlossen haben. In dem Fall können Sie sicher sein, mit Fragen nach dem Warum konfrontiert zu werden und gegebenenfalls haben Sie eine ganze Reihe von Leserbriefen zu beantworten, in denen Sie sich für ihre Entscheidung Publikumsliebling Y sterben zu lassen rechtfertigen.
Versehen Sie Ihren Text hingegen mit klärenden Autorkommentaren, entweder als Fußnote oder in Klammer gesetzt, beantworten Sie bereits im Vorfeld diese Fragen und der geneigte Leser wird es Ihnen mit Sicherheit danken.
Lassen Sie mich an einem konkreten aber beliebigen Textbeispiel demonstrieren, wie so etwas in der Praxis aussehen könnte:
 
Mit hervorquellenden Augen registrierte Osrik die kalte Messerklinge, die ihm Ragnar in den Bauch getrieben hatte, Schmerz und Schock wischte alles andere beiseite. Nicht einmal atmen war noch möglich. Osriks ungläubiger Blick bohrte sich in die höhnisch grinsende Visage des vermeintlichen Kameraden – warum hatte er das getan? Ragnar stieß nach, Osrik spürte, wie sich die Spitze der Klinge in seine Wirbelsäule bohrte, er stöhnte auf vor Schmerz, wollte dagegen ankämpfen, doch kraftlos knickten die Beine unter ihm weg. Er war nicht einmal mehr dazu fähig, den viel kleineren Ragnar von sich fortzustoßen, stattdessen hing er leicht vornübergebeugt über dessen Arm mit der Klinge, die sich durch seine Eingeweide wühlte. Sein Gesichtsfeld schrumpfte, die Glieder wurden schwer, wie mit Blei gefüllte Fremdkörper, die jemand an ihn drangehängt hatte. Der Boden trudelte Osrik entgegen, zitternd schnappte er ein letztes Mal nach Luft, den Aufprall bekam er schon nicht mehr mit.
 
Kommentar des Verf.: Osrik war für den Autor schon länger zum Problem geworden. Einerseits hatte er sich in die Herzen der Leser weit mehr hineingepflanzt als dies vom Autor beabsichtigt war, darüber hinaus hatte Osrik eine Art Eigenleben entwickelt, die den Autor immer wieder nötigten, Randgeschehnisse mit größerer Aufmerksamkeit zu behandeln, als für den Text wünschenswert gewesen wäre. Es bahnte sich also schon länger an, diesen unbequemen, wenn auch im Publikum beliebten Protagonisten aus der Handlung zu entfernen, bevor es zu weiteren unnötigen Komplikationen und Nebenschauplätzen kommen konnte. Dazu boten sich dem Autor mehrere Möglichkeiten an. A: durch die Pest, Syphilis oder andere Unannehmlichkeiten. B: durch einen Sturz oder sonstigen Unfall oder C: in einem heroischen Kampf, der die Beliebtheit dieses für den Autor so unbequem gewordenen Protagonisten Rechnung trägt und zugleich einen würdevollen Abgang für einen unverhofften Publikumsliebling bietet. Wie Sie unschwer lesen konnten, entschied sich der Autor für Variante C.
 
Mit dieser interaktiven Kommunikation zwischen Autor und Leser schlagen wir gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe.
Als erstes und wichtigstes Argument für eine derartige Herangehensweise zukünftiger Prosatexte, spricht die Tatsache, auf diesem Wege selbst aus kürzeren Texten Bücher von Backsteinformat zu kreieren, wie sie die heutige Leserschaft zweifelsfrei bevorzugt und der Autor nicht länger gezwungen wird, auf umständliche Weise dünne und im Grunde nichtssagende Handlungsfäden bis zum geht nicht mehr auszuwalzen. Jetzt versieht der Autor seinen Text einfach mit einer ausreichenden Anzahl von Anmerkungen und im Handumdrehen haben wir ein Werk in Händen, mit dem sich ohne weiteres lästige Zeitgenossen erschlagen lassen.
Darüber hinaus ermöglicht diese Herangehensweise dem Autor leicht aus jedem Text eine 16bändige Trilogie zu basteln und damit erhalten wir den von der Allgemeinheit so wichtig erachteten Mehrwert, da wir nun das Werkzeug in Händen halten, aus weniger tatsächlich mehr zu machen (was objektiv betrachtet, tatsächlich einzigartig sein dürfte) und darüber hinaus erweist sich eine Trilogie (je mehr Teile, desto besser) auch wesentlich nachhaltiger, als dies ein einbändiger Roman je sein könnte. Mit den einfachen Mitteln des ursprünglich Regiekommentar genannten Werkzeugs sind wir also zukünftig in der Lage, einen regen Gedankenaustausch zwischen Autor und Publikum zu initiieren und somit erfolgversprechend von nichtssagenden Handlungen abzulenken, die, seien wir doch ehrlich, den Großteil der veröffentlichten Prosa heutzutage ausmacht.
Natürlich ist im Zuge dieser Entwicklung an eine Regulierungsbehörde zu denken, die darauf achtet, dass schizophrene Autoren sich keinen Wettbewerbsvorteil erschleichen, indem sie mit Hilfe ihrer multiplen Persönlichkeit die Protagonisten und Antagonisten persönlich zu Wort kommen lassen, aber diese Entwicklung bleibt bis auf weiteres abzuwarten.
(Anmerkung des Verf.: Im Text enthaltene Rechtschreib- oder Grammatikfehler, sind nicht dem Verfasser anzulasten, da diese dem Text eine überaus persönliche Note verleihen, die diesen von anderen Texten ähnlichen Schwachsinns nachhaltig und mehrwertsteuerbefreit unterscheiden).

Dienstag, 24. November 2020

Aus der Rubrik ich denke, also bin ich nicht ganz dicht.

 

In wenigen Jahren schon, kommen auf jeden Menschen wenigstens vier Smartphones. Diese Geräte werden das Leben ihrer Besitzer beträchtlich vereinfachen, sie werden alles Mögliche können – mit Ausnahme von Kaffee kochen und es wird die Zeit kommen, da sie die Weltherrschaft an sich gerissen haben werden.
So und nicht anders wird es die außerirdische Rasse interpretieren, die uns nach dem allerletzten großen Knall besuchen kommt. Sie werden irgendwo zwischen Frankfurt, New York und den verdampften Meeren auf der gläsernen Fläche landen, die seit dem allerletzten großen Knall die Erde überzieht und ihre einarmigen und zwölfäugigen Archäologen werden die verblichenen Überreste eines Menschenwesens unter der gläsernen Erdkruste freilegen. Staunend werden sie innehalten, wenn sie in den verschmorten Kleiderresten, die geschmolzenen Hartschalen und oxydierten Schaltkreise von vier Smartphones entdecken. Diese weitgereisten und überintelligenten einarmigen und zwölfäugigen Wesen werden den Zusammenhang sofort kapieren, werden in den Überresten der Smartphones die Gehirneinheiten des verstorbenen Lebewesens identifizieren, das sie soeben untersuchen. Mit sichtlichem Bedauern in ihrem zwölfäugigen Blick werden sie ebenfalls nach kurzer Zeitspanne feststellen, dass die Smartphonehirne der Erdbewohner außerstande gewesen waren, Kaffee zu kochen.
Sie werden traurig sein, diese einarmigen, sanftmütigen und zwölfäugigen außerirdischen Lebewesen, denn sie werden sich eingestehen, zu spät gekommen zu sein. Unter wehmütigen, stimmlosen Gesang werden sie um die Leben der Erdbewohner trauern, während ihre eigenen Smartphones damit beginnen, Kaffee zu kochen.

Montag, 2. November 2020

Aus der Rubrik ich denke, also bin ich nicht ganz dicht

Manchmal höre ich  Autorenkollegen davon reden, dass sie in grauer Vorzeit mit dem Schreiben begannnen und seither nicht mehr aufhörten.

Ich stelle mir das dann immer wie folgt vor:

   Ich war damals noch sehr, sehr klein. Trotzdem fing ich mit dem Schreiben an und hörte nicht mehr auf. Nach über fünfzig Jahren bin ich mit dem Stuhl fest verwachsen, die Finger lösen sich nicht mehr von der Tastatur und mein Verleger ist gezwungen, mich intravenös zu ernähren. Für das Wechseln der Urin- und Kotbeutel ist ein Pflegedienst zuständig, in dessen Aufgabenbereich auch meine Reinigung fällt, die einmal wöchentlich stattfindet.
Das erledigt Schwester Gudrun, eine wahre Hunnin, die mich mitsamt dem Stuhl in den Hof trägt, wo sie mich mit viel Freude und mit Hochdruck abkärchert. Winter wie Sommer, bei Regen, Schnee und Sonnenschein.

Ich kann mir keinen besseren Beruf vorstellen 👍😇