Dienstag, 24. November 2020

Aus der Rubrik ich denke, also bin ich nicht ganz dicht.

 

In wenigen Jahren schon, kommen auf jeden Menschen wenigstens vier Smartphones. Diese Geräte werden das Leben ihrer Besitzer beträchtlich vereinfachen, sie werden alles Mögliche können – mit Ausnahme von Kaffee kochen und es wird die Zeit kommen, da sie die Weltherrschaft an sich gerissen haben werden.
So und nicht anders wird es die außerirdische Rasse interpretieren, die uns nach dem allerletzten großen Knall besuchen kommt. Sie werden irgendwo zwischen Frankfurt, New York und den verdampften Meeren auf der gläsernen Fläche landen, die seit dem allerletzten großen Knall die Erde überzieht und ihre einarmigen und zwölfäugigen Archäologen werden die verblichenen Überreste eines Menschenwesens unter der gläsernen Erdkruste freilegen. Staunend werden sie innehalten, wenn sie in den verschmorten Kleiderresten, die geschmolzenen Hartschalen und oxydierten Schaltkreise von vier Smartphones entdecken. Diese weitgereisten und überintelligenten einarmigen und zwölfäugigen Wesen werden den Zusammenhang sofort kapieren, werden in den Überresten der Smartphones die Gehirneinheiten des verstorbenen Lebewesens identifizieren, das sie soeben untersuchen. Mit sichtlichem Bedauern in ihrem zwölfäugigen Blick werden sie ebenfalls nach kurzer Zeitspanne feststellen, dass die Smartphonehirne der Erdbewohner außerstande gewesen waren, Kaffee zu kochen.
Sie werden traurig sein, diese einarmigen, sanftmütigen und zwölfäugigen außerirdischen Lebewesen, denn sie werden sich eingestehen, zu spät gekommen zu sein. Unter wehmütigen, stimmlosen Gesang werden sie um die Leben der Erdbewohner trauern, während ihre eigenen Smartphones damit beginnen, Kaffee zu kochen.

Montag, 2. November 2020

Aus der Rubrik ich denke, also bin ich nicht ganz dicht

Manchmal höre ich  Autorenkollegen davon reden, dass sie in grauer Vorzeit mit dem Schreiben begannnen und seither nicht mehr aufhörten.

Ich stelle mir das dann immer wie folgt vor:

   Ich war damals noch sehr, sehr klein. Trotzdem fing ich mit dem Schreiben an und hörte nicht mehr auf. Nach über fünfzig Jahren bin ich mit dem Stuhl fest verwachsen, die Finger lösen sich nicht mehr von der Tastatur und mein Verleger ist gezwungen, mich intravenös zu ernähren. Für das Wechseln der Urin- und Kotbeutel ist ein Pflegedienst zuständig, in dessen Aufgabenbereich auch meine Reinigung fällt, die einmal wöchentlich stattfindet.
Das erledigt Schwester Gudrun, eine wahre Hunnin, die mich mitsamt dem Stuhl in den Hof trägt, wo sie mich mit viel Freude und mit Hochdruck abkärchert. Winter wie Sommer, bei Regen, Schnee und Sonnenschein.

Ich kann mir keinen besseren Beruf vorstellen 👍😇